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Immaterielles Erbe Friedhofskultur –
so prangt es am St.Thomas Friedhof in Neukölln. Er steht, wie viele weitere in Stadt und Land, vor gravierenden Umbrüchen. Die Menschen wohnen heute nur noch selten an ihren Herkunftsorten, intergenerationale Verantwortung ist zumindest unüblich, Geld bringt er auch nicht und überhaupt, passen Friedhöfe noch in die neue Zeit? Alles so schmutzig, kantig, gruselig, kann man dass nicht irgendwie glätten oder zumindest digitalisieren?
Immateriell soll er sein, dabei steht gerade der Friedhof wie kaum ein anderer Ort für die Materialität unseres Seins. Wo, wenn nicht dort ist Endlichkeit erfahrbar? Ist Kultur denn nur Erinnerung? Und wie ein kulturelles Erbe bewahren, dessen materielle Seite eben nur notwendig Verfall bedeutet? Besonders in Zeiten klammer Kassen?
Im Hintergrund brechen bereits die Knochen. Bagger rollen über aufgelassene Grabfelder. Denn Grundbesitz ist eine Goldgrube. Gräber hin oder her. Ein Spielplatz entsteht oder ein Supermarkt oder eine Galerie oder Nobelcafés oder Eigentumswohnungen oder oder oder. Mit den Toten kann man‘s ja machen, besonders in Neukölln.
Doch Verfall ist Neubegin und wo Leben ist, da ist auch Widerstand. Eine Initiative wehrt sich gegen den aufziehenden Beton am Horizont. Ihre Chancen stehen nicht schlecht, wenigstens ihren Friedhof als Ort des Friedens zu erhalten. Eine Fotoreportage im Angesicht ihrer Vergänglichkeit.